Karl Schwarzenberg

 

1+1=1
Karl Schwarzenberg
Numerische Bilder und Objekte

Eröffnung am Freitag,15. Februar 19 Uhr

 

Nicht eine Eins, sondern zwei, drei, elf oder mehrere hundert, ja manchmal schier unzählbare Einsen finden sich in seinen Arbeiten und machen deutlich, dass eine Eins nicht einzig ist, sondern dass sie – zumal durch das mit Schablonen erzeugte immer gleiche Bild der Einsen – andere gleichrangige Einsen in direkter Nachbarschaft hat.

 

In Karl Schwarzenbergs Kunst taucht die Zahl immer wieder auf. Die Eins, die als offenes Symbol für einen möglichen Informationsgehalt, ein Informationspotential steht. Sie stellt eine assoziative Nähe zu vielerlei Themen her, im Besonderen aber zur Welt der Medien- und Informationsgesellschaft.

Hier steht die Eins unverzichtbar, da sie zusammen mit der Null ein Teil des Binärsystems bildet. Sie steht in der Programmiersprache für „on oder wahr“ und bildet damit in zigfachen Kombinationen mit der Null, („off oder falsch“), die Grundlage für eine schier unendliche Datenmodellierung, die unser Leben mehr

und mehr steuert.

 

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… und zum Schluss noch ein Hinweis:

Am Samstag, den 16. Februar um 20:15 Uhr zeigt das Olympia-Kino in Hirschberg-Leutershausen (Hölderlinstr.2) den Dokumentarfilm von Matthew Akers:

Marina Abramovic – The Artist is present

Die Dokumentation begleitet die Künstlerin bei ihrer dreimonatigen Retrospektive im New Yorker Museum of Modern Art, bei der Abramovic nahezu non stop still an einem Tisch saß und Besuchern die Möglichkeit gab, sich zu ihr zu setzen.und ihr in die Augen blicken. Für viele Besucher des MoMA war das eine bestürzende Erfahrung.

Reservierungsmöglichkeit : foerderkreis@olympia-leutershausen.de oder Tel. 06201 – 53600

GESICHTSVERLUST

GESICHTSVERLUST
BE(COM)ING (IN)VISIBLE

 

 mit Lars Bjerre | Mona Breede | Marc Dittrich | Florian Heinke | Johanna Jakowlev | Werner W. Lorke | Joas Sebastian Nebe | Simon Schubert | Vanja Vukovic

kuratiert von Simone Kraft


Eröffnung am 1. Juni 19 Uhr

Im Zeitalter der Globalisierung schwindet die Individualität von Städten, dem zentralen Lebensraum der westlichen Gesellschaften, zunehmend. Die modernen Metropolen gleichen sich einander immer mehr an – und verlieren ihr „Gesicht“: Von den USA über Europa bis nach Afrika und Asien findet man Wolkenkratzerwelten, Straßennetze, Satellitenstädte, die den immer gleichen Mustern folgen. Innenstädte werden anonym und austauschbar, hinter stylischen Glasfassaden bevölkern dieselben Ladenketten die Fußgängerzonen – oder sie werden gleich ganz ausgelagert: Ganze urbane Zentren verwaisen, weil sie, um vermeintliche Kommerz-Bedürfnisse zu stillen, auf die „grüne Wiese“ verlagert wurden. Die Bautendenzen der letzten Jahrzehnte haben zu einem Stadtbild geführt, das kontinuierlich wiederholt wird und die Städte dabei „unsichtbar“ werden lässt – ein Phänomen, wie es auch in Viernheim zu beobachten ist: In den vergangenen Jahrzehnten hat der Wunsch nach Modernität hier globale Leitbilder umgesetzt, das historisch gewachsene Stadtbild verschwand ohne Not und wurde durch „internationale“ modernistische Neubauten ersetzt.Damit ging jedoch ein Stück Individualität verloren. Es fehlen charakteristische Identitätspunkte, die der Stadt ein Gesicht geben.

Umso wichtiger ist es, die Aufmerksamkeit für die Bedeutung von Architektur zu schärfen und den Blick für das urbane „Gesicht“ – und seinen Verlust – zu sensibilisieren.

Die internationale Gruppenausstellung Gesichtsverlust | Be(com)ing (in)visible fokussiert die Problematik des Identitätsverlustes aus künstlerischer Sicht. Die künstlerischen Positionen entwickeln Sichtweisen, die die Thematik aus unterschiedlichen Blickwinkeln reflektieren und ein vielschichtiges Spannungsfeld von Mensch und architektonischer Umgebung eröffnen. In ihrer Kombination kommen gewohnte Anblicke in ungewohnter Weise zum Ausdruck, überraschende Einsichten tun sich auf, Fragen werden aufgeworfen und insbesondere der Blick für die Bedeutung des „Gesichtsverlustes“ in unserer gesellschaftlichen und architektonischen Umwelt geschärft.

Denn auch der soziale Bereich bleibt von diesem Phänomen nicht unberührt. Insbesondere die rasanten Fortschritte in der Computertechnologie kreieren eine Handlungsrealität, die über den individuellen Präsenzraum der Handelnden weit hinausreicht. Social Networks und Smartphone, Skype, Email und Co. erleichtern den zwischenmenschlichen Austausch, machen aber zugleich den Kontakt von Angesicht zu Angesicht überflüssig. Die tatsächliche körperliche Präsenz wird immer mehr zur Nebensache, Beziehungen und Kommunikation werden „entkörperlicht“ und „enträumlicht“ – gleichsam „gesichtslos“.
Zugleich greift ein zunehmend exzessiver werdender Körperkult um sich. Dank Kosmetik, Bekleidungsindustrie und Medizin rückt ein individuell gestaltbares Schönheitsideal in greifbare Nähe. Der Körper wird zum „Material“, das nach eigenen Wünschen und vorgefundenen Idealen gestaltet werden kann. Individualität wird einerseits angestrebt, andererseits aber – unbewusst – ausgelöscht, wegoperiert, überschminkt. Der Trend zur Individualisierung führt auch zu Angleichung und Gleichmachen und damit letztlich wieder zur befürchteten Durchschnittlichkeit – und zum Verlust des individuellen Gesichts.

Die Ausstellung wird von einem Katalog begleitet.

Michael Schnabel + Claus Stolz

Zartbitter

Fotografien von Michael Schnabel + Claus Stolz


Eröffnung am 20. April 19 Uhr

2 Künstler zwischen zart und bitter. Jeder beschäftigt sich auf seine besondere Art und Weise mit dem Zwiespältigen von Naturphänomenen.

Der eine, Michael Schnabel, zeigt Berge in Westeuropa als solitäre Nachtstücke, die nicht vom Licht, sondern fast gänzlich von der Dunkelheit gezeichnet sind. In der Stille der Nacht sucht er das Wesen der alpinen Giganten neu zu ergründen. Der reduzierte Einsatz der Photonen in der Langzeitbelichtung – exakt auf der Grenze zur Sichtbarkeit – wird zu seinem bewussten Stilmittel. Er lichtete die Massive nachts ab, bei Schleierbewölkung und ohne Mondlicht. Entstanden ist ein neuartiges Bild der Berge mit zarten Strukturen, unwirklicher Ruhe und in bisher nicht gesehener Schönheit.
Jenseits erkenntnistheoretischer Betrachtungsweise lässt sich über diese Bilder zusammenfassend sagen: sie faszinieren durch ihr Anderssein. Diese Fotografie bildet sich selbst ab. Das ist ihr substantieller Bezug zur Malerei. Gemalt verlören diese Bilder ihre Authentizität. Diese Fotos sind elementar. Sie sind.

Der andere, Claus Stolz, betreibt die radikalste Form analoger Fotografie.
Er richtet sein Aufnahmegerät nicht auf von der Sonne beschienene Objekte, sondern fokussiert die Lichtquelle selbst. Dabei frisst sich die Strahlung während einer Belichtungszeit von wenigen Sekunden bis zu mehreren Stunden in das Filmmaterial ein und zerstört dieses – nicht völlig, sondern wohldosiert. Zeit und Energie hinterlassen als solche ihre Spuren und werden auf ungesehene Weise sicht- und erfahrbar: ureigene Welten unterschiedlicher Farbigkeit und feinster Binnenzeichnung entstehen in den geplatzten, geschmolzenen oder kristallisierten Filmschichten. Wir sehen die lichte und wandzeichnerische Anmutung grotesker Monsterköpfe, bizarrer Fratzen, meterhoher Rosetten und surrealer Zellgebilde.
Die „Sonnenbrände“ – ein Werkzyklus von Claus Stolz, über Jahre gewachsen und einmalig auf der Welt.

Fotografie im Wortsinne…