Die Ausstellung zeigt 7 Künstler aus verschiedenen Ländern Afrikas die mit unterschiedlichen Ausdrucksmitteln arbeiten und einen repräsentativen Überblick über aktuelle Strömungen bieten.
Fotos der Veranstaltung
Galerie Peter Herrmann
Bei allen handelt es sich um international renommierte Künstler mit einem Schwerpunkt von in Deutschland lebenden Afrikastämmigen. Da wäre El Hadji Mansour Ciss aus Senegal, den es vor vielen Jahren nach Berlin gezogen hat oder die in Deutschland gebürtige Susan Hefuna, die lange als Professorin an der Hochschule für Gestaltung in Pforzheim lehrte und heute in Kairo lebt, aus der ein Teil ihrer Familie stammt.
Kwesi Owusu-Ankomah aus Ghana, der in seiner Malerei mit Adinkrasymbolen ein Spiel zwischen zwei- und dreidimensionaler Wahrnehmung bietet, lebt schon über 20 Jahre bei Bremen. Nicole Guiraud aus Algerien, deren Welt im Einmachglas Themen wie Exil und Einsamkeit mit stark autobiografischen Zügen beinhaltet, wohnt und arbeitet nach langen Jahren Aufenthalt in Frankfurt heute in Montpellier. Manuela Sambo, deren Künstlerbiografie in Leipzig zu DDR-Zeiten begann, kann deshalb auf einen ganz besonderen Erfahrungshintergrund zurückblicken. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Berlin.
Moké aus der Republik Kongo ist einer der wenigen, den es trotz seines Erfolgs nie in die Kunstzentren der westlichen Welt verschlagen hat und bis zu seinem Tod 2003 immer in Kinshasa lebte. Mit seinem aus der Schildermalerei heraus entwickelten Malstil gilt er als einer der bekannten Künstler Afrikas. Diesen Status teilt er mit Aboudramane aus der Elfenbeinküste der bekannt wurde mit architektonischen Maquettes und stelenartigen Totems. Wie viele aus Afrika kommende Künstler lebt er in Paris.
Manuela Sambo aus Angola begann 1985 ein Studium der Germanistik und Literaturwissenschaft in Leipzig und entdeckte parallel als Autodidaktin die Malerei. Heute hat sie sich eine Position erarbeitet, die hauptsächlich auf Länderverbindenden Ausstellungen zum Tragen kommt.
Ihr Umsetzung afrikanischer Themen drückte sich in einer sehr formalen Stilrichtung aus, die dem Neo-Expressionismus nahe ist. In der Ausstellung zeigen wir eine Reihe satt in Öl gemalter, figurativ abstrahierter Frauen mit einer sehr mysteriösen und selbstsicheren Ausstrahlung. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Berlin.
Aboudramane
Der gelernte Tischler fand wie viele Afrikaner den Weg zur Kunst als
Autodidakt. Nach einer Berufsausbildung in Abidjan, Elfenbeinküste
verpflichtete sich Aboudramane als Fußballspieler nach Italien um ein
Jahr später wieder als Tischler in Paris zu arbeiten. Dort bekommt er
Kontakt mit Künstlern und beginnt selbst, aufbauend auf seine
handwerklichen Kenntnisse, seine Ideen zu artikulieren.
Seine sculptures mémoires orientieren sich stark an Menschen und der
Architektur Afrikas. Kirchen, Moscheen, Hütten, Kolonialhäuser,
Feldarbeit oder auch ironische Anspielungen auf einzelne Personen ruhen
isoliert und einsam auf rechteckigen Sockeln. Auch bedingt durch die
Auswahl seiner Materialien strahlen seine Objekte eine natürliche Ruhe
aus. Holz, Sägemehl, Lehm, Fundgegenstände aus der Natur und meist
pastellartiger Farbauftrag sind seine Arbeitsmittel. Auch wenn auf dem
Kirchendach ein für das Modell überdimensionales Rinderhorn sitzt, meint
man im ersten Moment, das hat so seine Richtigkeit. Nach dem ersten
Wundern versucht man dann noch denn Titel in Bezug zu bekommen. Le
Gris-Gris. Talisman, Kraftobjekt, Zaubermittel, überflüssiger
Aberglaube, je nach Übersetzung und Interpretation. Hier verlässt er den
Bereich des nur Darstellenden. Er führt den Betrachter, der suchend das
Innen und Außen von hinten und vorn ergründet, in eine afrikanische
Gegenwart die man gerne als Vergangenheit träumt. Mit sparsam
applizierten Accesoirs deutet er umgebende Umstände, Lebenshaltungen und
Situationen an. Ergänzend dazu die Gestaltung des Sockels, der Basis.
Figural abstrahierte Erzählung, Ornamentik oder als grelle Bordüre,
ergänzend oder kontrapunktierend farblich gestaltet, gibt sie der
Skulptur eine räumliche Sicherheit wie der Rahmen einem Bild.
Im Kontext der Präsentationen von Künstlern aus Afrika liefert Aboudramane mit seinen Arbeiten einen Beitrag zum so genannten Dreifachen Erbe Afrikas. Er verwendet Hinweise auf den Animismus, den Islam und das Christentum. Grund seiner Herkunft und Erziehung beeinflußt von allen dreien, läßt er sie symbiotisch sowohl in seinen architektonischen Maquettes als auch in seinen stelenartigen Totems erscheinen.
Seit etwa 10 Jahren wird Aboudramane mit großem Erfolg international in Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt.
Nicole Guiraud
Die Welt im Einmachglas
Seit ihrer Einwanderung 1973 hierher nach Deutschland beschäftigt sich die aus Algerien stammende Künstlerin mit den Themen Exil und Heimatlosigkeit; aber auch mit der Überwindung der kulturellen Grenzen und dem kreativen Potential das in diesem Austausch liegt.
Mit Zeichnungen, Fotocollagen, Objekten und Installationen stellt sie das Leben einer im Exil lebenden Frau dar. Sie benutzt Kästen aus Holz oder Glas, vor allem Einmachgläser, die sie mit kleinen Tonfiguren oder Collagen aus verschiedenen Objets Trouvés sowie mit Zeichnungen, Texten und Fotos füllt, verschließt und auf Regalen und in Vitrinen ausstellt: Spurensicherungen in der Fremde.
Durch das systematische Sammeln und Archivieren von Erinnerungsstücken, kleinen Tonfiguren, Collagen und Assemblagen von Schrift, Bild und objets trouvés in verschlossenen Glasbehältern, auf Regalen und Vitrinen, entsteht eine Art plastisches Tagebuch, das sie beständig weiter führt.
Kwesi Owusu-Ankomah
Der Künstler wurde 1956 kurz vor der Unabhängigkeit im westafrikanischen Ghana als Angehöriger des Akan-Volkes geboren. In der Hauptstadt Accra studierte er an dem College of Art Ghanatta, und dort begann er seine künstlerische Laufbahn. Seit 1986 lebt und arbeitet der Künstler in Deutschland in der Gegend von Bremen. Seine Arbeiten sind seitdem in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in der ganzen Welt zu sehen. Besonders hervorzuheben seine Teilnahmen an verschiedenen Biennalen wie Dakar, Havanna und 1999 auch Johannesburg.
Owusu Ankomah ist ein Mensch zweier Welten, und das nicht nur aufgrund seiner Biographie. Die Jahre, die er in Deutschland verbrachte, waren für ihn grundlegend: sie sind gekennzeichnet von einer fortwährenden künstlerischen Auseinandersetzung sowohl mit der eigenen afrikanischen Tradition als auch mit den westlichen Techniken und Stilen. Der Reichtum seiner eigenen Kultur ist ihm erstmal in der Fremde so richtig bewußt geworden. Diese Auseinandersetzung prägte die Entwicklung zu einer eigenständigen malerischen Position.
Der Künstler selbst begreift seine Bilder als Einladung zu einer Reise in die Vergangenheit. In ihnen mischen sich verschiedene Zeitebenen: die Felsenmalerei der Steinzeit, die Renaissance mit Einflüssen von Michelangelo, die vorkoloniale afrikanische Kunst, die Graffiti der Neuzeit. In der Tat verkörpert diese Arbeit ein eigenwilliges Treffen der afrikanischen Welt mit dem westlichen Kunstschaffen der Vergangenheit und der Moderne. Der Künstler hat diese verschiedenartigen Traditionen erforscht, sie sich angeeignet, sie umgewandelt und miteinander vereinigt, um daraus einen kraftvoll-expressiven Stil zu formen.
Susan Hefuna
Die Künstlerin ägyptisch-deutscher Herkunft arbeitet mit den Medien Zeichnung, Fotografie, Installation und Video. In diesen Techniken vernetzt sie Bedeutungsebenen und reflektiert vielschichtige Codes die sie konkret und abstrakt interpretiert. Zentrales Thema ist dabei das Mashrabiya, ein aus Holz gedrexeltes Fenster in der moslemischen Architektur, das die Zirkulation von Luft und das Filtern des Lichts im Gebäude reguliert. Frauen erlaubt die Struktur, die Aussenwelt zu sehen ohne gesehen zu werden. Eine Metapher für Trennen und Verbinden.
El Hadji Mansour Ciss
Deberlinisation
Der in Berlin lebende Künstler aus dem Senegal zeigt seine Arbeit Deberlinisation. die Bezug nimmt auf die berühmte Kongokonferenz.
Er bezieht sich mit seiner Skulpturengruppe auf eine notwendige Abgeordnetenversammlung wegen der noch heute spürbaren Auswirkungen der künstlichen Grenzziehungen von 1884-85. Er sieht eine aktuelle Notwendigkeit, bestehende Entwicklungsblockaden zu erkennen und unter neuen Prämissen einen kontinentalen Diskurs einzuleiten.
Moké
Einer der Straßenkünstler aus Kinshasa der internationales Aufsehen erregte, ist Moké. Geboren 1950 in der Bandundu Provinz im West-Kongo lebte er bis zu seinem Tod im Jahre 2003 in der Hauptstadt Kinshasa. Er begann seine Karierre sehr jung als Schuhputzer und Schildermaler. Bekannt wurde er im damaligen Zaire mit einem Portrait von General Mobutu. Der Erlös erlaubte es ihm sich nun vollständig auf die Malerei zu konzentrieren. Seine erste Ausstellung hatte er schon im Jahre 1968, doch der eigentliche Durchbruch fand 1978 mit der Ausstellung „Art partout“ statt.
Moke kann als ein malender Reporter mit einem Auge für sehr singuläre Szenen bezeichnet werden. Seine narrative Malerei die in einfach figurativen Stil gehalten ist, zeigt öffentliche Veranstaltungen, politische Vorkommnisse oder besondere Situationen einflußreicher Persönlichkeiten. Das Hauptthema ist urbanes afrikanisches Leben, voll mit Energie, Emotionen und Farbe. Doch auch wichtige Themen wie Korruption, Streit und Krieg werden von dem Künstler immer wieder dargestellt.