Margret Eicher

Margret Eicher

Tapisserien


Fotos von der Eröffnung

Eröffnung: Freitag 16.04.2010 um 19 Uhr Ausstellungsdauer: 17.04. – 30.05.2010

Margret Eicher war die erste Künstlerin, die im neugegründeten Kunstverein Viernheim ausstellte. Vor ziemlich genau 10 Jahren zeigte sie im Gewölbekeller ihre Installation „Boygroup“. Eine Dekade später zeigt sie nun u.a. ihre großformatigen Tapisserien, mit denen sie zwischenzeitlich auch international erfolgreich ist.

Die Gobelins in ihrer barocken Bild- und Materialpräsenz beziehen ihre zentralen Motive von aktuellen Medienbildern, Pressefotos und anderen Ikonen unserer Informationsgesellschaft, die in Akten konzeptuell begründeter Piraterie aus öffentlichen Bildresourcen unterschiedlichsten Ursprungs angeeignet wurden. Der Künstler ist hier nicht Schöpfer, sondern produzierender Rezipient; mittels selektiven Konsums wird eine kulturelle oder politische Aussage getroffen. Die Aneignung als künstlerisch-konzeptueller Akt hat ihren Ursprung in der Collage und Montage. Hier bereits bezieht sie eine kritische und politische Position (Benjamin).

Die Produktion der Tapisserien erfolgt mittels eines digital gestützten Webverfahrens – es handelt sich nicht um „echte“ Gobelins, sondern um Zitate dieses historischen wertkonnotierten Mediums; industrielle „Fälschungen“, hergestellt in Belgien, dem Ursprungsland der klassischen Tapisserie und heutiger Souvenir-Repliken.

Monumentale Wandteppiche, von der Intensität des sinnlichen Ausdrucks heutigen Großbildschirmen vergleichbar, gehören zu den eindrucksvollsten Bildmedien der höfischen Gesellschaft des 16. und 17. Jahrhunderts. Als Träger mythologischer, gesellschaftlicher und politischer Darstellungen erschienen sie überall dort, wo Position und Macht, Tradition und Glaube demonstriert wurden. Der aristrokratische Gobelin war unter diesem Gesichtspunkt ein Vorläufer des heutigen meinungsprägenden Medienbildes.

In der konfrontierenden Zusammenführung des historischen Repräsentanzmediums und heutiger Kommunikationsmedien wird die Macht des Bildes untersucht, die Tragweite verschlüsselter, aber komplexer Wertaussagen und Weltbilder befragt. Die Neuinszenierung der barocken Tapisserie in einer medienkünstlerischen Position gewinnt vor dem Phänomen einer global kommunizierenden „Feudalgesellschaft“ mit „Majestäten“ aus Politik und Wirtschaft, Showbusiness und Sport eine hintergründige kritische Ironie.