Susanne Beik

Susanne Beik

NETZWERKE – Malerische Installation und Tafelbilder

Eröffnung: Freitag 23.07.2010 um 19 Uhr Ausstellungsdauer: 24.07. – 21.08.2010
Begrüßung:
Fritz Stier, Kunstverein Viernheim
Einführung: 
Dr. Reinhard Spieler, Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen

In ihren Wandmalereien bearbeitet Susanne Beik Architektur in einer Weise, die auf spezifische Vorgaben wie Maße, Proportionen, Farbigkeit und Materialien Bezug nimmt, gerade dadurch jedoch den Raum grundlegend verändert.

Vor Jahren schon hat sie eine Bildsprache entwickelt, deren Spektrum auf den ersten Blick eng begrenzt erscheint, in der konkreten Anwendung aber eine erstaunliche Varianzbreite nicht nur graduell, sondern auch grundsätzlich unterschiedlichster Möglichkeiten eröffnet. Einmal mehr zeigt sich, dass radikale Beschränkung – nicht nur in der Kunst – ein Gestaltungs- und Wahrnehmungsspektrum von überraschender Vielfalt erschließen kann. Dem mit Akribie und Disziplin, mit geradezu wissenschaftlicher Neugier und Präzision nachzuspüren, kann zu einer Obsession werden, aus der faszinierende Einsichten und Ergebnisse resultieren.

Susanne Beik verwendet ausschließlich eine Art Schlingmuster, dessen „Tragfähigkeit“ sie zunächst in Tafelbildern, später in eindrucksvollen Wandmalereien erprobt hat. Sie setzt es sparsam oder ganze Wandflächen füllend ein, flächendeckend, punktuell oder als Fries.

Susanne Beiks Arbeiten leben aus der Spannung zwischen der seriellen Anordnung ihrer Motive und deren individuell skripturaler, jedenfalls nicht schablonenhaft-mechanischer Ausführung. Diese Ausführung ist nichts, was als sekundär vom konzeptionellen Ansatz getrennt werden könnte. In der individuellen, nicht delegierbaren Aktion des Machens verwirklicht sich erst eigentlich das künstlerische Konzept. Die Arbeit entsteht in einem Prozess höchster Konzentration, der die künstlerische Aneignung des Raumes und das Erleben und Sichtbarmachen der Zeitdimension umschließt. Das weiße Lineament wird dabei nicht einem dunklen Grund aufgesetzt, sondern bleibt als Bestandteil der Wand ausgespart. (Hans Gercke)

Susanne Beik selbst sagt:
Bei meinen malerischen Installationen bin ich durch das Arbeiten vor Ort mit immer neuen räumlichen Situationen konfrontiert. Durch das Eingehen auf und das Arbeiten mit diesen Gegebenheiten entstehen immer neue Installationen, die einzigartig sind – womit ich meine, dass keine von ihnen genau so an einem anderen Ort entstehen kann.

Margret Eicher

Margret Eicher

Tapisserien


Fotos von der Eröffnung

Eröffnung: Freitag 16.04.2010 um 19 Uhr Ausstellungsdauer: 17.04. – 30.05.2010

Margret Eicher war die erste Künstlerin, die im neugegründeten Kunstverein Viernheim ausstellte. Vor ziemlich genau 10 Jahren zeigte sie im Gewölbekeller ihre Installation „Boygroup“. Eine Dekade später zeigt sie nun u.a. ihre großformatigen Tapisserien, mit denen sie zwischenzeitlich auch international erfolgreich ist.

Die Gobelins in ihrer barocken Bild- und Materialpräsenz beziehen ihre zentralen Motive von aktuellen Medienbildern, Pressefotos und anderen Ikonen unserer Informationsgesellschaft, die in Akten konzeptuell begründeter Piraterie aus öffentlichen Bildresourcen unterschiedlichsten Ursprungs angeeignet wurden. Der Künstler ist hier nicht Schöpfer, sondern produzierender Rezipient; mittels selektiven Konsums wird eine kulturelle oder politische Aussage getroffen. Die Aneignung als künstlerisch-konzeptueller Akt hat ihren Ursprung in der Collage und Montage. Hier bereits bezieht sie eine kritische und politische Position (Benjamin).

Die Produktion der Tapisserien erfolgt mittels eines digital gestützten Webverfahrens – es handelt sich nicht um „echte“ Gobelins, sondern um Zitate dieses historischen wertkonnotierten Mediums; industrielle „Fälschungen“, hergestellt in Belgien, dem Ursprungsland der klassischen Tapisserie und heutiger Souvenir-Repliken.

Monumentale Wandteppiche, von der Intensität des sinnlichen Ausdrucks heutigen Großbildschirmen vergleichbar, gehören zu den eindrucksvollsten Bildmedien der höfischen Gesellschaft des 16. und 17. Jahrhunderts. Als Träger mythologischer, gesellschaftlicher und politischer Darstellungen erschienen sie überall dort, wo Position und Macht, Tradition und Glaube demonstriert wurden. Der aristrokratische Gobelin war unter diesem Gesichtspunkt ein Vorläufer des heutigen meinungsprägenden Medienbildes.

In der konfrontierenden Zusammenführung des historischen Repräsentanzmediums und heutiger Kommunikationsmedien wird die Macht des Bildes untersucht, die Tragweite verschlüsselter, aber komplexer Wertaussagen und Weltbilder befragt. Die Neuinszenierung der barocken Tapisserie in einer medienkünstlerischen Position gewinnt vor dem Phänomen einer global kommunizierenden „Feudalgesellschaft“ mit „Majestäten“ aus Politik und Wirtschaft, Showbusiness und Sport eine hintergründige kritische Ironie.